Bernd Kragl, Schwabmünchen

„Es war nicht immer mein Plan, Altenpfleger zu werden. Ich bin über einen großen Umweg dazu gekommen: Mit 18 habe ich eine einjährige Ausbildung in der Altenpflege gemacht, was eigentlich nur ein Übergang war und ich es mir ein Jahr anschauen wollte. Da muss ich ehrlich sagen, da war ich auch noch nicht reif genug für diesen Beruf. Danach war ich in ganz unterschiedlichen Branchen tätig – in einem Hotel, bei einer Versicherung und eine Zeit bei der Polizei. Mir war aber immer schon klar, dass ich etwas machen möchte, bei dem ich mit Menschen zu tun habe, Menschen helfen und meine Stärken einbringen kann. Und das war für mich dann irgendwann ganz klar in der Altenpflege! Inzwischen arbeite ich in der Dauernachtwache. Da mache ich mehrere Nächte am Stück und habe zwischendrin immer ein paar Tage frei und so lebe ich sehr gut. Ich arbeite spätabends bis frühmorgens, schlafe bis mittags und habe den ganzen Nachmittag frei. In der Nachtwache mache ich meine Rundgänge und springe ein, wenn sich Bewohnerinnen und Bewohner je nach ihren Bedarfen melden. Da hat man auch immer etwas zu tun, denn nicht alle Leute schlafen nachts, was vielleicht viele denken würden. Manche leben tatsächlich in der Nacht, weil sie einen ganz anderen Tag-Nacht-Rhythmus haben. Da bin ich gut beschäftigt, da ich für das ganze Haus – also vier Stockwerke – zuständig bin, was je nach Bereich ungefähr 40 Bewohnerinnen und Bewohner sein können. Für die Zukunft wünsche ich mir in erster Linie aber schon mehr Personal zur Entlastung. Dass sich hier vor allem auch politisch mehr dafür eingesetzt wird, ausreichend qualifiziertes Personal zu beschaffen, um die Pflege nachhaltig zu entlasten. Die Politik hat sich hier meiner Meinung nach über Jahre hinweg, viel zu wenig darum gekümmert, dieses gesellschaftlich sehr wichtige Anliegen anzugehen. Ich hoffe wirklich, dass sich etwas verbessert, weil so kann es nicht weitergehen. Es wird immer mehr alte Menschen geben und weniger qualifiziertes Personal. Das ist auch ein sicherer Job mit Zukunft. Ich würde jedem raten, sich das mal anzusehen. Die öffentliche Darstellung der Pflege ist nicht gut, aber das kann ich widerlegen: Durch meine fast vierzehn Jahre in der Altenpflege weiß ich, dass es so viele positive Eigenschaften hat. Ich würde wirklich vor allem jedem jungen Menschen empfehlen, da reinzuschnuppern und nicht immer auf das zu hören, was andere sagen. Man muss seine eigenen Erfahrungen sammeln. In vielen steckt ein Talent für diesen Beruf, aber sie wissen das gar nicht. Weil es von vielen vorher schon schlecht geredet wurde, schauen sie es sich gar nicht erst an. Ich hätte früher mit 18 auch nicht gedacht, dass ich das machen werde. Für diesen Beruf muss man auch geboren sein, man muss das können und wollen. Ich habe mich durch die Arbeit stark weiterentwickelt. Ich finde alles im Leben hat irgendetwas Positives, was einen auch weiterbringt. Und bei mir war das definitiv so, also kann ich das auf jeden Fall weiterempfehlen. Denn an meiner Arbeit macht mir eigentlich alles Freude. Die Personalsituation allgemein ist zwar schlecht, aber die Arbeit selbst erfüllt mich komplett. Da bin ich einfach ich. Der Umgang mit den alten Menschen, mit den Kollegen, das Zusammenarbeiten. Und helfen zu können und etwas Gutes zu tun, das ist das Wichtigste.“