Victor Roger Nkou Fils, Gablingen

„Wäre ich nicht Priester geworden, wäre ich bestimmt Fußballer geworden. Denn ich war richtig gut in diesem Sport, habe ihn viele Jahre intensiv betrieben und es war immer mein Lieblingshobby. Auch heute spiele ich noch, mittlerweile in der aktiven Herrenmannschaft in Gablingen, wenn ich Zeit habe. Der Sport hat mir immer Spaß gemacht: Fußball und Judo. In meiner Familie haben auch zwei meiner jüngeren Brüder den schwarzen Gürtel. Geboren bin ich in Kamerun, aufgewachsen dann in Italien, wo ich auch fünf Jahre in Rom studiert habe. Für mein Studium war ich auch in Jerusalem in Israel für mehrere Jahre. Das ist natürlich toll in meinem Beruf in zwei so bedeutenden Städten zu arbeiten. Am schönsten ist es aber, den vielen verschiedenen Menschen zu begegnen, die Sprachen intensiv lernen zu können und sich auszutauschen. Neben Bassa, meiner Muttersprache, bin ich in Kamerun zunächst mit Englisch und Französisch aufgewachsen, danach mit Italienisch. Durch meine Ausbildung musste ich natürlich Latein, Griechisch und Hebräisch lernen. Ein bisschen Arabisch kann ich auch. Mein Promotionsstudium hat mich dann nach Augsburg geführt, denn Deutschland ist führend im Bereich der Bibelwissenschaften. Auf ein paar Umwegen bin ich dann in Gablingen gelandet. Ich war in meinem Leben schon viel unterwegs, habe davor immer in größeren Städten gewohnt und jetzt mache ich meine ländliche Erfahrung. Und ich denke, auf jeden Fall kann man gut hier leben: die Landschaft ist schön, man kann sich gut erholen, die Landluft einatmen, es gibt nette Menschen hier. Schwäbisch muss ich jetzt natürlich noch lernen. Die Landschaft und die Mentalität sind anders als in der Stadt, aber ich fühle mich hier wohl. Einmal pro Jahr fliege ich nach Kamerun, weil ich eine Hilfsorganisation – Talitha Koum Camerun – 2004 in Italien gegründet habe. Wir unterstützen arme Kinder in Kamerun und geben ihnen die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Das ist mein besonderes Hobby sozusagen, das mache ich in meiner Freizeit, es ist ein Herzensprojekt. Es ist mir wichtig, nicht nur von Nächstenliebe zu sprechen, sondern auch danach zu handeln. Im Allgemeinen ist es ein Luxus, in Deutschland leben zu können. Hier haben wir Strom, Wasser, Essen und noch mehr – in Afrika zählt jeder Cent. Ich versuche so gut wie möglich zu helfen, das ist meine große Freude. In meinem Leben habe ich das Glück gehabt, viel unterwegs zu sein – nicht, weil ich der Beste bin, sondern weil es sich durch eine Fügung so ergeben hat und ich die Möglichkeiten hatte. Ich fühle mich wohl überall und bin gespannt, wohin mich mein Weg noch führt.“