„Von Henna war ich schon als kleines Kind begeistert. Das erste Mal damit in Berührung gekommen bin ich auf Hochzeiten. In meiner Kultur – meine Familie hat ihren Ursprung in Afghanistan – ist es Tradition, dass die Gastgeber am Ende einer Feier Henna verteilen, mit einem Löffel wird das auf die Hände gegeben und das wird dann verschmiert. Das fand ich immer toll, denn das roch immer so gut. Generell ist Henna sehr spannend, weil es so vielfältig ist, man kann die Haare damit färben, man kann auf der Haut malen, ganz früher wurde es in der Volksmedizin benutzt. Für mich hat Henna aber ganz klar eine kulturelle Bedeutung, aber das gibt es auch bei vielen anderen Ländern. Es gibt da verschiedene Traditionen, gerade bei Hochzeiten, da werden Muster gemalt, manche malen die Initialen des Brautpaares in das Muster rein und das muss dann gefunden werden. Je nach Kulturraum gibt es auch Ähnlichkeiten. Mir macht Henna-Kunst in jedem Fall viel Spaß, es ist wie ein Hobby. Bei der 75-Jahr-Feier des Kreisjugendrings vergangenes Jahr habe ich auch an einem Stand Henna-Muster für die Gäste gemalt, das war schon toll. Sonst mache ich das nur im Familien- und Freundeskreis. Ich habe vor, da noch besser zu werden bis ich irgendwann auch Braut-Henna machen kann. Manchmal sehe ich, dass Menschen, die keinen kulturellen Bezug zu Henna haben, es benutzen. Ich finde das interessant, dass das ihnen auch gefällt, aber wichtig finde ich, dass es nicht nur Trend ist, sondern als Kunstform angesehen und auch die kulturelle Herkunft wertgeschätzt wird. Deswegen könnte ich mir durchaus vorstellen, irgendwann einmal einen Kurs in dem Bereich zu geben und da die Kultur und die Kunst miteinander zu verbinden. Wenn ich meine Hände bemalt habe, dann find ich das auch immer sehr interessant, wie die Menschen reagieren, in welche Schublade sie mich einordnen, wo ich herkomme und sowas. Seit ich mich vorletztes Jahr dafür entschieden habe, Kopftuch zu tragen, merke ich noch mehr, wie mich die Menschen anschauen und einordnen. Ich habe einen starken Glauben und wollte eigentlich schon früher ein Kopftuch tragen, aber ich habe mich nicht getraut, denn man hat mir etwas Angst gemacht: Viele haben gesagt, dass ich im Schul- und Berufsleben damit Nachteile haben werde und geringere Chancen. Da habe ich mir auch viel von meiner Familie dazu anhören dürfen, ob ich das wirklich machen möchte. Aber dann bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich nicht immer auf andere hören will, sondern meinen Weg gehen mag. Ich bin ja der gleiche Mensch, nur mein Kopf ist bedeckt. Das verstehen viele leider nicht. Aber es fühlt sich einfach richtig für mich an und ich bereue es nicht. Ich finde, meine Generation hat es etwas schwer mit dem Thema Identität. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, aber bin eben auch Afghanin. Und mir selber war es wichtig, dass ich die kulturellen und die religiösen Aspekte nicht vergesse. Ich fände es schön, wenn Menschen sich mehr für ihre Mitmenschen, deren Interessen und Kultur interessieren würden. Man sollte einfach neugierig sein, natürlich nicht zu neugierig, aber die Menschen eben nicht nur nach deren Aussehen abstempeln, sondern dahinter kucken, Fragen stellen und zuhören. Denn es steckt immer mehr dahinter.“

– Makis, Henna-Künstlerin aus Klosterlechfeld

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