Katsuko Yabuki-Schmid, Leitershofen

„1975 war ich das allererste Mal in Deutschland. Der damalige japanische Kaiser hat sich gewünscht, dass junge Menschen ins Ausland gehen und die Welt kennenlernen, das wurde auch finanziell unterstützt. Und ich habe mich dafür sehr interessiert und bin dann mit einer Delegation auf eine Europareise gegangen. Gerade Österreich und Deutschland haben mir sehr gefallen, die Leute waren einfach so freundlich, das war toll. Im darauffolgenden Jahr haben wir dann in meiner Heimatstadt Fukushima einen großen Empfang gegeben für eine Gruppe von 14 Stadtbergerinnen und Stadtberger, die für eine Studienreise nach Japan gekommen sind. Bei dieser Party in einem schönen großen Raum stand durch Zufall Franz, jetzt mein Ehemann, neben mir. Und dann haben wir uns einfach unterhalten. Dabei wurde ein Foto gemacht und das habe ich ihm dann später mit einem Brief nach Stadtbergen geschickt und er hat geantwortet — so wurden wir Brieffreunde. Zwei Jahre später, Anfang 1978, war ich dann das erste Mal in Stadtbergen. Ich erinnere mich noch, das war so kalt hier. Es lag sehr viel Schnee, alles war weiß. Das war gerade zur Faschingszeit. Ich wurde freundlich empfangen und habe Augsburg und die Region kennengelernt. Es hat mir unglaublich gut gefallen hier und ich konnte mir vorstellen, hierhin auszuwandern. Franz‘ und mein familiäres Umfeld waren damals eigentlich recht ähnlich: Wir hatten jeweils eine große Familie, wir waren beide die Nachzügler, all unsere anderen Geschwister waren nämlich viel älter und wir sind beide in einem kleinen freundlichen Dorf aufgewachsen. Meine Familie war nicht begeistert davon, dass ich jemand aus dem Ausland heiraten wollte, aber wir haben es 1978 trotzdem gemacht und sind dann nach Stadtbergen gezogen, um eine eigene Familie zu gründen. Ich habe dann angefangen, Deutsch zu lernen. Davor haben wir uns nämlich nur auf Englisch — oder wie es ein Bekannter einmal sagte von Herz zu Herz — verständigt. Das Deutschlernen war damals gar nicht so einfach: Ich bin jeden Morgen um 7.10 Uhr mit dem Bus zu Kolping gefahren und dann mittags nach Hause und dann habe ich oft gewartet bis Franz von der Arbeit heimkam, um mir bei den Hausaufgaben zu helfen. Aber das war eine schöne Zeit, wir haben viele verschiedene nette Menschen, andere Spätaussiedler, kennengelernt. Für die Beziehung zwischen Stadtbergen und Fukushima habe ich mich seither immer eingesetzt. Zum einen, dass Menschen aus Japan Deutschland mit seiner Kultur kennenlernen und andersrum, damit Menschen hier japanische Kultur kennen und schätzen lernen. Zum Beispiel Teezeremonien habe ich als Teemeisterin schon oft präsentiert oder beim Kirschblütenfest im Botanischen Garten mitgeholfen. Letztes Jahr bin ich vom japanischen Außenminister für meinen Verdienst für die deutsch-japanische Freundschaft und Völkerverständigung ausgezeichnet worden, das war eine große Ehre für mich.“