Franz Kisch, Deuringen

„Der Wunsch, Musik zu machen, war eigentlich schon immer da, auch schon während des Krieges. Da bin ich als Kind immer mit der Blaskapelle vom Militär mitgelaufen, wenn die zum Bahnhof sind, um die Soldaten zu verabschieden. Ich wollte immer ein Instrument lernen, aber während des Krieges war das einfach unmöglich. Meine Mutter hatte sechs Kinder, wir hatten ja nichts, da ging das nicht. Aber unser Nachbar in Deuringen, der hat damals Trompete gespielt. Und der ist nicht mehr aus dem Krieg zurückgekommen, aber die Trompete, die war noch da. Nach dem Krieg habe ich deshalb bei seiner Schwester danach gefragt. Wir wussten nicht, was die Trompete wert ist und da haben wir sie bei der Innung schätzen lassen – es war ein amerikanisches Modell, 50 Mark sollte sie kosten. Das war damals wahnsinnig viel Geld. Als Lehrling hab‘ ich ja damals nur 25 oder 30 Mark im Monat bekommen. Aber ich habe sie gekauft. Habe mir noch ein bisschen Geld dazu verdient durch Handwerksarbeiten und so habe ich dann Trompete lernen können. 1953 wurde dann in Deuringen vom TSV Deuringen ein Spielmannszug gegründet und so hat das hier alles angefangen. Da gab’s Leute aus anderen Gruppen, die haben uns dann das Musikmachen beigebracht und es kamen immer neue Instrumente dazu. So ist das für mich weitergegangen, bis es dann halt mal beruflich nicht mehr gepasst hat. Aber nach einer Pause hat es mich wieder zurück zur Musik gezogen. Da habe ich dann 1979 im Leitershofer Musikverein angefangen, Musik zu machen. Tuba habe ich da auch gespielt. Seitdem bin ich da dabei. Ich war auch lange Zeit im Vorstand dort. So habe ich viele Musiker kennengelernt, auch im Allgäu-Schwäbischen Musikbund. Da war ich auch lange im Vorstand, mittlerweile bin ich aber nur noch Ehrenmitglied, ich bin ja schon älter. Aber ich freue mich immer, wenn man die Leut‘ hin und wieder trifft. Die Zeit im Verein und in der Vorstandschaft, das alles hat einem schon immer viel abverlangt, aber man hat vor allem schöne Zeiten. Man erhält viel durch die Musik, macht Erfahrungen, die man sonst nicht machen würde, schließt viele Freundschaften dadurch. Eigentlich ist das das, was vorher eben keiner weiß: Natürlich, man hat auch immer mal wieder Verdruss, mag vielleicht so nicht weitermachen, aber, wenn man die Sachen dann geruhsamer betrachtet, dann sieht man, dass das alles einem vor allem auch viel gegeben hat im Leben. Man erlebt schon schöne Dinge mit der Musik, aber das erfährt eben nur der, der Musik macht. Blasmusik war und ist für mich immer noch alles, ich hör nichts anderes. Wenn der Krieg nicht gewesen wäre, wäre ich bestimmt ganz bei der Musik gewesen, hätte das vielleicht studiert. Aber in unseren Verhältnissen war das nicht möglich gewesen. Heute wäre das natürlich was ganz was anderes. Wenn da jetzt ein Enkel käme, der ein Instrument lernen möchte, dann ermöglicht man das halt. Musikschulen, Instrumente, Übungsstunden — das kostet alles Geld. Das ist auch das Schöne heute und da bin ich auch ganz dafür, dass man sich in der Familie unterstützt, dass man vor allem auch den Kindern hilft, ihre musikalischen Träume zu verwirklichen. Das ist wichtig, denn für uns war das damals einfach nicht möglich.“